Montag, 01.07.13: Gällivare ist die Stadt der Friseure. Über zehn Haarschneider zählen wir an diesem Morgen auf dem Weg zum Geldautomaten, der nur zwei Blöcke vom Hotel entfernt in der Storgatan liegt. Während der Tour müssen wir die Boot-Transporte sowie Abendessen und Frühstück in der Fjällstation Saltoluokta bezahlen. Dazu kommt die Busfahrt nach Ritsem und die von Saltoluokta/Kebnats zurück nach Gällivare. Grund genug, noch ein paar Kronen abzuheben. Unsere kleinen Rucksäcke lassen wir mit frischer Wäsche, Rasierzeug etc. im Hotel zurück.
Der Bus fährt schon um 8.35 Uhr an der Haltestelle neben dem Bahnhof vor. Wir sind angenehm überrascht, hatten wir doch nicht mit einem klimatisierten Luxus-Liner gerechnet. Tickets kann man nur im Bus kaufen, nicht im Bussgods-Gebäude. 333 SEK (38,40 EUR) kostet die Fahrt nach Ritsem pro Person. Bezahlt wird bar oder mit Kreditkarte. An diesem Tag allerdings nur bar, denn der Kartenleser ist defekt. Gut, dass wir Geld geholt haben ...
Komfortabler Reisebus: Linie 93 nach Ritsem an der Haltestelle vor dem Gällivarer Bahnhof. |
Wir sind nicht allein: Weitere Trekker und Daypacker haben sich eingefunden. |
12.30 Uhr: Ankunft in Ritsem. Der Bus hält erst am Bootsanleger und fährt dann weiter bergauf zur Fjällstation. Wer dort noch Gas kaufen muss, sollte also sitzen bleiben. Das Boot legt laut Plan um 14.30 Uhr ab. Wir sind etwas nervös, weil in einem Foren-Bericht stand, dass man hätte rennen müssen, um das Boot noch zu erreichen. Die Frage stellt sich dann aber gar nicht; der Bootsanleger ist leer. Bei einem Zeitfenster von zwei Stunden wie in unserem Fall hätte man auch noch gemächlich zu Fuß zur Fjällstation laufen können.
Noch verwaist: Der Bootsanleger in Ritsem, links oben am Hang die Fjällstation. |
Inzwischen trägt der Wind vereinzelte Regentropfen aus dem Sarek herüber. Ein Vorgeschmack auf das, was uns am nächsten Tag erwarten sollte. Schneereste sind auf den Höhenzügen zu sehen, das Akka-Massiv liegt im diffusen Licht zum Teil in den Wolken und ich frage mich, wie sumpfig es wohl werden wird. Wir hatten bis zuletzt keine zuverlässige Prognose zur Schneelage im Sarek, deshalb bin ich erleichtert zu sehen, dass nicht mehr viel da ist. Das unnütze Warten so kurz vor dem eigentlichen Start macht mürbe. Ich wäre lieber schon drüben, allerdings wird es auch nicht dunkel. Wir haben alle Zeit der Welt, also ruhig bleiben.
Wolkenverhangen: Das Akka-Massiv auf der anderen Seite des Akkajaure. |
Boot-Transport: Die M/S Storlule braucht ca. 40 Minuten für die Überfahrt nach Änonjalmme. |
Platz ist in der kleinsten Hütte: Zu diesen Trekking-Rucksäcken gesellte sich noch ein Cross-Motorrad. |
Himmel über dem Padjelantaleden: Langsam bricht die Sonne durch. |
Wie bestellt: Sonnenschein am Bootsanleger Änonjalmme. |
Wegweiser oberhalb des Bootsanlegers: Spätestens hier sollte man über Mückenschutz nachdenken. |
Akka-Massiv voraus: Auf dem Padjelantaleden unterwegs in Richtung Vuojatätno ("Fluss, den die Rentiere durchschwimmen") |
Der mächtige Vuojatätno: Hier müssen wir dankenswerterweise nicht furten. |
Schwingt ein wenig, hält aber: Die Hängebrücke über den Fluss. |
Auf der anderen Seite: Wegweiser am Padjelantaleden. Wir laufen nach Süden, Richtung Kisuris. |
Blick auf den Fluss vom Padjelantaleden, etwa zwei Kilometer von der Brücke entfernt. |
Fast schon ein Spazierweg: Die Orientierung auf dem ausgetretenen Padjelantaleden ist kein Problem. |
Zwei bis drei Kilometer nach der Flussüberquerung ist unsere gesamte Etappenplanung inklusive Reservetag zum Teufel.
Ein Geflecht deutlicher Pfade zweigt unmittelbar vor einem Bach, der den Padjelantaleden quert, nach Süden Richtung Akka-Massiv ab. Das könnte der Abzweig sein, den wir nehmen wollen um wie geplant durch den namenlosen Einschnitt zwischen Akka-Massiv und der vorgelagerten Erhebung in den Sarek zu gelangen. Marc testet den Weg kurz an, verliert aber dessen weiteren Verlauf und kehrt zurück. Wir entscheiden uns, weiter zu gehen und hoffen auf einen weiteren Abzweig. Der kommt nicht - womit rückblickend klar ist, dass dies wohl der Weg in den Sarek gewesen wäre.
Ursprünglicher Etappenplan mit Übernachtungsregionen und reinen Gehzeiten aus den Führern. |
Tatsächlicher Weg mit Übernachtungsorten. Gehzeiten inklusive Pausen (30-40 min. gesamt pro Etappe). |
Als die Erkenntnis nicht mehr wegzureden ist, ist es 18.30 Uhr und wir sind ein gutes Stück weitergelaufen. Zu weit, um jetzt noch umzudrehen. Deshalb beschließen wir zähneknirschend, auf Nummer sicher zu gehen und dem Padjelantaleden bis zur Kisuris-Hütte zu folgen. Dort gibt es eine weitere Einstiegsmöglichkeit in den Nationalpark. Das bedeutet einen Umweg von mehreren Kilometern und entspricht zeitlich unserem Reservetag. Weitergedacht heißt das, dass wir von nun an jeden Tag Strecke machen müssen, um das Ziel Saltoluokta rechtzeitig zu erreichen. Egal, was kommt.
Leider nur fast romantisch: Die Lagefeuer-Idylle täuscht über die unglaubliche Mückenplage hinweg. |
Friedliche Abendstimmung: Unser Zeltplatz am Padjelantaleden mit Blick zurück auf das sonnenbeschienene Akka-Massiv. Dunkler wird es nicht. |
Erkenntnisse des Tages:
1. Den Bus nach Ritsem (333 SEK/38,40 EUR) kann man (in der Regel) bar und mit Kreditkarte bezahlen. Gleiches gilt für den Boot-Transport Ritsem-Änonjalmme (250 SEK/28,90 EUR).
2. Die Zeit zwischen Busankunft in Ritsem und der Abfahrt des Boots nach Änonjalmme ist großzügig bemessen (zumindest im Juli 2013).
3. Der Padjelantaleden ist nicht zu verfehlen. Der erste Abzweig in den Sarek schon.
4. Bleib' in Bewegung. Wer stehen bleibt, ist in sekundenschnelle von 30+ Mosquitos besetzt.
5. Trust your instincts.
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