Mittwoch, 14. August 2013

Sarek Reisebericht: Tag 3 - Nijakjagasj bis kurz vor Skarja: Der Sonne entgegen


Mittwoch, 03.07.13: Endlich hat der Regen aufgehört und die Wolkendecke hebt sich, als wir gegen 07:30 Uhr aus dem Zelt kriechen. Der Wind ist gerade kräftig genug, um die Mücken fern zu halten. Rentiere grasen unweit unseres Standorts. Wir legen die immer noch klamme Kleidung zum Trocknen auf die Sträucher, frühstücken und wischen das Zelt ab. Das deutsche Pärchen hat weiter unten am Ufer gezeltet und bricht 40 Minuten eher auf. Zuvor erfahren wir, dass sie eigentlich dem Hauptpfad ins Ruohtesvagge folgen wollten und den Nijakjagasj somit gar nicht hätten durchqueren müssen. Sie müssen also noch einmal durch.

   
Der Morgen nach dem Regensturm: Man beachte das miserabel aufgebaute Zelt.
Neugierige Zuschauer: die ersten Rentiere.

Das Unwetter steckt uns noch in den Knochen aber mit den ersten Sonnenstrahlen macht sich Zuversicht breit, dass dieser Tag ein guter wird. Über flechtenbewachsene Grashügel kommen wir völlig weglos leicht voran bis zur Wasserscheide am Ruohtesjavrsj, die an diesem Tag auch die Wetterscheide ist. Auf dem Weg dorthin können wir kleinere Bäche oft überspringen, ausgenommen den Gebirgsbach aus dem Nijakvagge. Das Furten macht immer mehr Spaß und die Kombination aus Crocs und Neoprensocken erweist sich als ausgesprochen komfortabel. An einem anderen Tag werde ich mehrere Kilometer damit zurücklegen.

Wohl dem, der lange Beine hat: Zwei oder drei Gräben dieser Art gilt es auf der östlichen Uferseite des Nijakjagasj zu überwinden.

Kurz nach der Wasserscheide: Furt durch den Smajllajahka hinüber zum Hauptpfad nach Skarja.


Beeindruckend: Steil und ebenmäßig ragen die Seiten des Trogtals Ruohtesvagge auf beiden Seiten empor.
 
Der Sarek. Unendliche Weiten.


Ab der Wasserscheide laufen wir unter blauem Himmel im Sonnenschein und etwa einen Kilometer weiter überholen wir das deutsche Pärchen, das bereits sein Zelt aufbaut. Nach dem Furten an der Wasserscheide haben wir den Hauptpfad verloren und laufen deshalb etwas weiter oberhalb. Wir winken aus der Ferne und steigen gemächlich zu dem nun deutlich sichtbaren Trampelpfad ab. Dabei bemerken wir, dass sich hinter uns wieder ein blau-schwarzer Wolkencocktail bildet - etwa über unserem letzten Zeltplatz - und wir gehen schneller.

Bis zum Boajsajagasj wollen wir es noch schaffen, bevor wir das Zelt aufschlagen, sonst kommen wir mit der verbleibenden Zeit für die nächsten Etappen nicht hin. Ein norwegisches Pärchen begegnet uns - die einzigen Menschen, die uns im Sarek entgegenkommen. Sie laufen direkt auf die Regenwolken zu.

Jetzt aber schnell: Über dem Akka-Massiv braut sich das nächste Unwetter zusammen.

Der Regen wächst hinter uns her: Innerhalb von Minuten verwandelt sich der Himmel von Hellblau zu Schwarzblau.
Die dunklen Wolken walzen sich immer weiter aus - auch in unsere Richtung. Schon ist das Akka-Massiv von der wallenden Luftmasse verschluckt. Das Schauspiel spornt uns an, aber der gut ausgetretene Weg zieht sich. Gegen 18 Uhr finden meine Motivationsversuche kein Gehör mehr und ich sehe ein, dass es besser ist, bei nächster Gelegenheit zu campen.

Glück gehabt: Knapp außer Reichweite des schlechten Wetters schlagen wir das Zelt auf.
In einer grasigen Mulde unweit des Pfades schlagen wir das Zelt auf und wie immer haben wir schnell Mosquitos als Gäste, die dankbar für den Windschutz sind. Das Innenzelt bleibt hermetisch abgeschlossene, mückenfreie Zone und das Unwetter zieht knapp vorbei. Nur ganz vereinzelt erreichen uns feine Wassertropfen, die der Wind herüberträgt, als wir uns im Fluss waschen. Für das deutsche Pärchen nahe der Wasserscheide und die Norweger dürfte es nicht so glimpflich ausgegangen sein.


Erkenntnisse des Tages:

1. Das Wetter im Sarek kann innerhalb von Minuten umschlagen. Das wussten wir zwar schon vorher, aber das muss man erlebt haben. Selbst für einen Alpenbergsteiger war die Schnelligkeit beeindruckend.

2. Es ist gut, sich ab und an von den Mit-Trekkern bremsen zu lassen. Anderenfalls läuft man bis zum Kreislaufkollaps.

3. Wir können nur für den zweiten Teil des Hauptpfads im Ruohtesvagge sprechen (ab der Wasserscheide Richtung Skarja), aber der ist technisch völlig unschwierig. Ein gut sichtbarer, ziemlich ebener Trampelpfad auf festem Grund. Die Bäche auf dem Stück sind oft weit verzweigt und immer flach gewesen (sprich: unter halber Kniehöhe). Nicht unbedingt kinderwagengeeignet.

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